Einer wie Kaspar Hauser

...Oder die Schwierigkeit, ein Mensch zu werden

Stückbeschreibung

Es ist Pfingstmontag des Jahres 1828, als auf dem Nürnberger Unschlittplatz ein unbekannter Teenager auftaucht, der einen Brief in der Hand hält, nur mühsam aufrecht stehen kann, zudem auch offensichtlich nicht weiß, wohin er gehen soll. Der Brief gibt keine Auskunft über seine Herkunft, weist ihn aber als Findling aus, der von einem unbekannten Tagelöhner 13 Jahre bei Wasser und Brot in einem dunklen Verlies gehalten und nun der Welt zu übergeben sei.

Dieser etwa 16 jährige Junge ohne Erinnerung, ohne Geschichte, ohne Prägung, ein junger Mensch im "Rohzustand", erweckt sofort die Neugier und das Interesse gebildeter bürgerlicher Kreise. Dieser "natürliche Mensch" Kaspar Hauser, hilflos, unschuldig, unwissend, empfindlich, liebenswürdig und offen soll - so wird entschieden - den Spielregeln der Gesellschaft angepasst werden.

Günther Schäfer erzählt in seinem Stück Kaspars kurzes Leben außerhalb der Mauern seines Gefängnisses neu, indem wir durch die Brille unserer Zeit einen Blick darauf werfen. Ein Mensch wird zum Objekt seiner Umwelt: bestaunt, verdächtigt, vereinnahmt, in eine Form gepresst, als Beispiel gelungener Sozialisation eines Wilden medienwirksam präsentiert, später fallen gelassen und als fremdartig verfolgt.

Pressestimmen

Am Premierenabend ging im Kellertheater um 20.00 Uhr das Saallicht aus und was den Zuschauern im ausverkauften Kellertheater geboten wurde lies einen so manches Mal den Atem anhalten. [...]

Nicht zuletzt durch die beeindruckende Leistung der Darsteller, die es schaffen, dass man das Theater mit viel Diskussionsstoff verlässt ist „Einer wie Kasper Hauser“ ein Muss für jeden Theaterfreund und auch für den, der es werden will. Dem Ensemble ist es in vier Monaten Probezeit gelungen die Geschichte von Kasper Hauser mit all ihren fröhlichen, morbiten, zärtlichen, gewalttätigen und verletzenden Facetten auf die Bühne zu bringen. [...]

Ich kann jedem, auch dem der Kasper Hauser und modernen Inszenierungen , so wie ich, skeptisch gegenübersteht nur empfehlen, sich dieses Stück anzusehen. Ich ziehe meinen Hut vor dieser Leistung.

von Tanja Wahle, Verband Hamburger Amateurtheater e.V.,
am 2012-05-26. Zum Artikel