Gleich drei Stücke im Mai-Spielplan sind mit "Derniere" gekennzeichnet: Den Abschiedsreigen eröffnet DER KIRSCHGARTEN von Anton Tschechow. Das Besondere an dieser Inszenierung: ausschließlich junge Frauen verkörpern die Charaktere, die sich auf einem russischen Landgut darüber auseinandersetzen, ob nun das an sich nutzlose Land verkauft werden soll, um die Schulden bezahlen zu können, oder ob es eine andere Lösung gibt. Werden die dekorativen, gerade blühenden Kirschbäume am Ende abgeholzt, um Platz zu machen für Wochenendhäuser? Die Antwort darauf zum letzten Mal am 21. Mai um 20 Uhr.
Dann geht es buchstäblich Schlag auf Schlag weiter - mit bash - stücke der letzten tage von Neil LaBute am 30. Mai um 20 Uhr. Die Ähnlichkeit im Titel mit den "Heiligen der letzten Tage" und damit die Nähe zu den Mormonen war zunächst durchaus beabsichtigt, handelt es sich doch um Gutmenschen, die hier in zwei Monologen und einem Dialog eher beiläufig von verstörenden Ereignissen berichten, die offenbar passieren mussten, weil es keine andere Möglichkeit gab. Wer ist verantwortlich, wer hat Schuld? Sind auch die Täter Opfer? Wem könnte etwas Ähnliches widerfahren? Der Autor hat dieses viel diskutierte und mit Preisen ausgezeichnete Stück im Jahre 2000 verfasst und dafür nicht nur Anerkennung, sondern in Amerika auch heftige Kritik erfahren. Seine Kirche hat er daraufhin verlassen und den Text allgemein auf "Menschen wie Du und ich" ausgerichtet. Das ist spannend.
Schon am nächsten Tag, also am 31. Mai um 16 Uhr, öffnet sich der Vorhang zum letzten Mal für BIEDERMANN UND DIE BRANDSTIFTER von Max Frisch. Dieses bis heute aktuelle Stück entstand 1958 mit dem Untertitel "Ein Lehrstück ohne Lehre". Ort der Handlung ist das Haus des Fabrikanten Gottlieb Biedermann. Dieser weiß um die Gefahr, die von seinen Besuchern - einem Landstreicher und einem Kellner - ausgeht, aber er glaubt, dass es für ihn nicht gefährlich ist, was sich auf seinem Dachboden abspielt. Er ist überzeugt, dass ihm nichts passieren kann, solange er sich ruhig und angepasst verhält. Was natürlich ein Irrtum ist.