„Schade, dass es schon vorbei ist!“

Stimmen während einer Aufführung unseres Weihnachtsmärchens „Der Räuber Hotzenplotz“

Langsam legt sich das bunte Treiben im Theatersaal. Einhundert Kinder und Erwachsene haben Platz genommen und werden ruhig. Ganz vorne knistert noch eine letzte Chipstüte. In der dritten Reihe tuscheln zwei Jungs. Ihre Worte lassen sich nur erahnen. Soeben hat es zum dritten Mal geläutet. Endlich dimmt der Techniker das Licht. Jetzt ist es ganz still. Der Vorhang öffnet sich. Da sitzt eine Frau auf der Gartenbank. Kritisch folgt sie den Zeilen einer Wirtschaftszeitung. Sie seufzt und murmelt: „Ob das wohl alles gut gehen mag?“ Noch ahnt sie nicht, dass sich die folgenden 90 Minuten auf der Bühne um genau diese Frage ranken werden. Sie, die Großmutter, wird viele der schillernden Figuren treffen, die das Märchen von Otfried Preußler so liebenswürdig und berühmt gemacht haben: den pfiffigen Kasperl mit seinem etwas trotteligen Freund Seppl, den gerissenen Räuber Hotzenplotz, den begriffsstutzigen Wachtmeister Dimpfelmoser, die verrückte Frau Schlotterbeck. Und auch der große und böse Zauberer Petrosilius Zwackelmann mit der Unke, die sich als glänzende Fee Amaryllis entpuppt, dürfen natürlich nicht fehlen. 90 rassige Minuten lang sind die Kinder im Bann des Theaters. Sie fiebern, leiden und lachen mit ihren Figuren. „Du bist dumm!“ ruft ein Kind dem Räuber Hotzenplotz zu und erntet Beifall. Schließlich wendet sich alles zum Guten. Die Schlussszene ist vorbei. Der Vorhang schließt sich. Am Ausgang bekommen alle eine kleine Süßigkeit von den Schauspielern. Einige der Kleinen machen Selfies mit ihnen und sammeln Unterschriften. „Schade, dass es schon vorbei ist,“ sagt ein kleines Mädchen. Die zwei Jungs aus der dritten Reihe tuscheln wieder. Flugs bauen die Schauspieler die Bühne ab. Auch sie gehen nun nach Hause. Allein der Theatersaal und die Bühne bleiben zurück. Jetzt ist es wieder ganz still. Doch halt, tuschelt da nicht noch jemand? Ja, horch, es ist, als flüstere der Saal! „Schade, dass es schon vorbei ist,“ sagt auch er. Die Bühne murmelt zurück. „Ja, das ist schade, lieber Saal. Aber vielleicht kommen die vielen Kinder und die vielen Erwachsenen ja alle noch einmal zu uns ins Theater. Das wäre schön!“ Beide lächeln kurz auf. Dann legen auch sie sich schlafen.